3 Erfolgsregeln für agiles User Experience Design

Mit diesen Tipps zum Erfolg

Bereits vor ein paar Tagen haben wir uns auf Commerce & Coffee mit dem Zusammenspiel von User Experience Design und Scrum beschäftigt. Im ersten Teil dieses Blogbeitrags wurde gezeigt, dass die Einbindung von UX Design in den agilen Entwicklungsprozess nicht nur das Betriebsklima verbessert, sondern auch zu erfolgreicheren Produkten führt, die User schnell in ihren Bann ziehen und sie an Unternehmen binden. Doch wie schafft man es, dass die oftmals angespannte Zusammenarbeit zwischen UX-Designern und Softwareentwicklern gelingt?

3 Erfolgsregeln für agiles User Experience Design

1. Gegenseitiges Verständnis schaffen

Viele Konflikte basieren auf einem fehlenden gegenseitigen Verständnis. Beiden Gruppen ist oftmals unklar, was die anderen in ihrer täglichen Arbeit leisten oder was ihre Ziele und Aufgaben sind. Weder wissen die Designer, wie Softwareentwickler die von ihnen bereitgestellten Entwürfe umsetzen, noch haben die Entwickler eine Vorstellung davon, welche Prozessschritte Designer auf dem Weg zu einem fertigen Design-Konzept durchlaufen.

Die wichtigste Aufgabe eines Projektleiters in gemischten Teams ist es, dieses Unverständnis aus der Welt zu schaffen und für die gegenseitigen Wünsche und Bedürfnisse zu sensibilisieren. Alle Teammitglieder müssen verstehen, dass ein erfolgreiches Produkt nur dann entstehen kann, wenn alle an einem Strang ziehen und User Experience Design und Softwareentwicklung eng miteinander verzahnt sind. Hierbei hilft es, räumliche Nähe zwischen den Teams zu schaffen. Wenn Designer und Entwickler zusammen im gleichen Raum arbeiten, bekommen sie mit, woran der andere gerade arbeitet. Sie können sich Fragen stellen, sich beratend zur Seite stehen und ihre Arbeitsschritte miteinander abstimmen.

2. Teams frühzeitig zusammenbringen

Jeder Scrum-Prozess beginnt mit Sprint 0. Diese vorbereitende Phase sollten Designer und Entwickler nutzen, um erste konzeptionelle und kreative Ideen für das UX-Design festzuhalten. Ziel von Sprint 0 ist es in diesem Fall, ein gemeinsames Verständnis für den User zu schaffen und eine erste einheitliche Produktversion zu erstellen. Um alle Projektbeteiligten auf einen Nenner zu bringen, empfiehlt sich ein Workshop, in dem die Ideen gemeinsam ausgearbeitet werden.

Darüber hinaus sollten in Sprint 0 die ersten Schritte des UX Designs umgesetzt werden: User Research, Persona-Erstellung und definierte Anforderungen in Form von User Stories. Darauf aufbauend können die Projektbeteiligten einen langfristiger Plan, das sogenannte Product Backlog, für das UX Design erstellen. Dieses sollte für alle nachvollziehbar sein und kontinuierlich verfeinert und verbessert werden. Wichtig: Um Ressourcen zu sparen, empfiehlt es sich, am Ende des Sprints nur die User Stories umzusetzen, die vom verantwortlichen Product Owner am höchsten priorisiert wurden. Außerdem sollten die Beteiligten schon in dieser Phase den Aufwand der priorisierten User Stories einschätzen. So lässt sich schnell kalkulieren, wie viele Sprints nötig sind, um eine erste Produktversion (MVP) zu erarbeiten.

Tipp: Oftmals hilft es für das gegenseitige Verständnis, Dinge bildlich zu veranschaulichen. Erstellt man Prototypen zum Beispiel in Papierform, können die Ideen aller Projektbeteiligten schnell visualisiert und im Team diskutiert werden. Die Projektideen mit dem meisten Potenzial werden dann weiterentwickelt und möglicherweise schon in Sprint 0 auf ihre Benutzerfreundlichkeit getestet.

3. UX Designer umfassend einbinden

Um die UX Designer besser in das Scrum-Team integrieren zu können, sollten sie im Idealfall an allen Scrum-Meetings teilnehmen. Während der Meetings können sich die Designer und Entwickler gegenseitig auszutauschen und über die jeweiligen Projektfortschritte informieren. So kann unter anderem schnell festgestellt werden, ob sich das User Experience Design mit dem kalkulierten Aufwand umsetzen lässt.

Um das gesamte Scrum-Team beim Fortlauf des Projekts zu unterstützen, sollten UX-Designer außerdem jederzeit für Rückfragen zur Verfügung stehen. So können Missverständnisse und ungeplanter Mehraufwand verhindert werden – etwa, weil ein Feature im Zusammenhang mit dem User Interface vom Entwickler anders aufgefasst und ohne Rückfragen in die Anwendung eingebaut wurde.

Aber auch Product Owner können UX-Designer mit ihrem Know-how unterstützen. Sie kennen die Bedürfnisse der Nutzer gut und können ihr Wissen bei der Ausgestaltung der User Stories einfließen lassen. Aufgrund ihrer Erfahrung im Umgang mit Nutzern sollten UX-Designer außerdem die Durchführung von User- bzw. Usability-Tests übernehmen. Diese sollten regelmäßig, etwa alle zwei Sprints, zunächst mit Prototypen durchgeführt werden. Der Vorteil: Holt man das Feedback der Anwender schon in frühen Projektphasen ein, können Änderungswünsche und Fehlerhinweise bestenfalls bereits am Prototypen angepasst werden – und nicht erst an der fertigen Software. Das spart nicht nur jede Menge Zeit, sondern trägt auch dazu bei, die Kosten erheblich zu reduzieren.

Fazit: User Experience Designer können das Scrum-Team in vielerlei Hinsicht unterstützen und damit wesentlich zum Erfolg eines Produkts beitragen. Dies funktioniert allerdings nur, wenn UX-Experten und Entwickler sich regelmäßig austauschen und eng zusammenarbeiten. Mit der Freigabe einer Software sind Entwicklung und User Experience Design jedoch längst nicht abgeschlossen: Die Ansprüche der User verändern sich stetig – entsprechend muss auch das Produkt kontinuierlich weiterentwickelt und angepasst werden. Nach jedem abgeschlossenen Projekt wartet also letztlich schon ein neues, hoffentlich ebenso erfolgreiches Match.