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B2B  | 19 Sep 2025

Tech Evaluierung ist keine Tool-Frage

Darum scheitern B2B-Unternehmen häufig bei der Technologieauswahl

Porträt von Dorothee Haensch
Dorothee Haensch

Die Auswahl neuer Technologien ist für B2B-Unternehmen längst nicht mehr nur ein IT-Thema. Sie entscheidet darüber, wie effizient interne Prozesse ablaufen, wie schnell neue Geschäftsmodelle umgesetzt werden können – und wie gut Unternehmen in einem zunehmend digitalen Wettbewerb bestehen.


Gleichzeitig ist die Technologieauswahl komplexer geworden: Der Markt bietet unzählige Lösungen, die sich in Funktionsumfang, Kosten, Integrationsfähigkeit und Zukunftssicherheit unterscheiden. Während früher oft Standardsoftware als „One-size-fits-all“ galt, stehen Unternehmen heute vor der Herausforderung, eine Lösung zu finden, die zu ihrer spezifischen Situation passt – und zwar langfristig. Doch genau an dieser Stelle beginnt das Dilemma. Steigen wir tiefer ein!

Die 3 größten Herausforderungen bei der Technologieauswahl

Wir beobachten in Kundenprojekten drei wiederkehrende und zentralen Problemstellungen:

  1. Der Technologie-Dschungel ist unüberschaubar
    Der Markt entwickelt sich rasant: Cloud-Plattformen, branchenspezifische SaaS-Lösungen, KI-gestützte Tools – jede Woche scheint es eine neue Option zu geben. Viele Unternehmen verlieren dabei den Überblick und fragen sich: Welche Lösung passt wirklich zu unseren Geschäftsanforderungen – und nicht nur zum aktuellen Trend?

  2. Integration und langfristige Perspektive sind schwer einzuschätzen
    Selbst wenn eine Lösung heute attraktiv wirkt, fehlt oft das Wissen, wie sie sich in bestehende Systeme integrieren lässt oder welche Auswirkungen sie auf die zukünftige IT-Landschaft hat.


    Ein Beispiel: Ein CRM-System mag modern und benutzerfreundlich wirken, wenn es aber nicht nahtlos mit ERP oder Marketing Automation zusammenspielt, entstehen Silos – mit teuren Konsequenzen.

  3. Interne Interessenskonflikte blockieren Entscheidungen
 Während die IT-Abteilung Stabilität und Sicherheit priorisiert, wünscht sich Marketing oft Agilität und schnelle Kampagnensteuerung. Vertrieb wiederum denkt in Kundendaten und Reporting. So entstehen häufig endlose Diskussionen, die Entscheidungsprozesse verzögern oder sogar blockieren.


Praxis-Tipp: Viele Unternehmen glauben, die Tech-Auswahl sei eine rein technische Frage. Tatsächlich ist sie oft ein Moderations- und Übersetzungsproblem zwischen Abteilungen.

Typische Fehler bei Tech-Evaluierungen

Unternehmen, die die Evaluierung allein stemmen, laufen immer wieder in ähnliche Fallen:

  1. Technologiegetriebene statt geschäftsgetriebene Entscheidungen
    Features und Marketing-Slogans wirken oft überzeugend. Doch die entscheidende Frage ist: Trägt diese Technologie messbar zu unseren Geschäftszielen bei?

  2. Unterschätzte Integrations- und Change-Kosten
    Viele Kalkulationen berücksichtigen nur Lizenz- oder Anschaffungskosten. Anpassungen, Schnittstellenentwicklung, Migration und Schulungen sprengen später häufig das Budget.

  3. Unvollständige Stakeholder-Einbindung
    Wenn wichtige Abteilungen nicht von Anfang an eingebunden sind, tauchen später „vergessene“ Anforderungen auf. Ergebnis: teure Nachjustierungen oder sogar ein Neustart.

  4. Veraltetes Denken in Software-Kategorien
    Statt moderne, flexible „composable“ Architekturen zu prüfen, wird noch immer in den Kategorien der 2000er Jahre gedacht: ein monolithisches ERP, ein starres CRM. Doch die Realität verlangt heute modularere, besser kombinierbare Lösungen.

Externe Unterstützung bei der Tech Evaluation – ja oder nein?

Externe Expertise wird vor allem dann hinzugezogen, wenn Entscheidungen strategisch oder finanziell besonders relevant sind. Typische Szenarien:

  • Strategische Digitalisierungsinitiativen
    Diese werden meist angestoßen, wenn ein Geschäftsmodell neu gedacht oder ein komplett digitaler Vertriebskanal aufgebaut werden soll. Hier geht es um Entscheidungen, die den Kern des Unternehmens betreffen und die nicht leicht zu revidieren sind.

  • Modernisierung von Legacy-Systemen
    Viele Unternehmen arbeiten noch mit jahrzehntealten Systemen, die zwar stabil laufen, aber Innovations- und Wachstumsbremsen darstellen. Wird hier eine Ablösung oder Modernisierung notwendig, stehen oft Investitionen im Millionenbereich an. Fehler sind entsprechend teuer.

  • Komplexe Integrationsprojekte
    Besonders in Konzernen oder international tätigen Unternehmen müssen Systeme verschiedene Abteilungen, Märkte und Prozesse miteinander verbinden. Externe Experten helfen, die Komplexität zu strukturieren und Prioritäten zu setzen.

  • Mangelnde interne Ressourcen
    Auch wenn Expertise vorhanden ist, fehlt es häufig an Zeit oder an der Neutralität, um eine fundierte Evaluierung durchzuführen. Gerade bei politisch sensiblen Projekten ist externe Moderation entscheidend.


Gerade bei den o.g. Entscheidungen mit derart großer Tragweite zahlt sich externe Begleitung aus. Sie bringt drei entscheidende Vorteile mit:

  • Neutralität – Externe Experten moderieren zwischen Abteilungen, gleichen Interessen aus und sorgen dafür, dass Entscheidungen objektiv getroffen werden.

  • Erfahrung – Durch Einblicke in viele Projekte und Branchen können Best Practices eingebracht werden, die intern oft fehlen.

  • Struktur – Ein klarer Evaluierungsprozess verhindert, dass Diskussionen im Kreis laufen oder wichtige Kriterien übersehen werden.


So wird aus einem komplexen, potenziell konfliktreichen Auswahlprozess eine fundierte Entscheidung, die das Unternehmen langfristig stärkt.

Sind Sie bereit für eine Technologieentscheidung?

Checkliste für Ihr Unternehmen

Wurden klare, geschäftsorientierte Kriterien definiert?


Sind Integrations- und Change-Aufwände realistisch bewertet?


Wurden alle relevanten Stakeholder:innen von Anfang an einbezogen?


Prüfen wir auch unseren Architekturansätze?

Fazit

Die Auswahl neuer Technologien ist keine „Tool-Frage“. Sie ist ein Balanceakt zwischen Business Value, technischer Machbarkeit und interner Akzeptanz.


Wer ohne klare Positionierung startet, riskiert:

  • teure Fehlentscheidungen,

  • lange Verzögerungen durch interne Konflikte,

  • und eine IT-Landschaft, die den zukünftigen Anforderungen nicht gewachsen ist.


Externe Unterstützung bedeutet dabei nicht, dass Entscheidungen ausgelagert werden. Sie stellt vielmehr sicher, dass diese fundiert, objektiv und zukunftssicher getroffen werden – im Einklang mit den strategischen Zielen des Unternehmens. Unsere diva-e Coclusion Expert:innen stehen Ihnen dabei gern zur Seite.

Porträt von Dorothee Haensch
Dorothee Haensch

Dorothee Haensch ist seit 2023 als Senior Marketing Manager Teil der diva-e. Als Expertin für Content im Softwarebereich geht sie den Anforderungen unterschiedlicher Industrien auf den Grund und erstellt Inhalte, die Unternehmen dabei helfen, aktuelle Probleme zu lösen und zukünftige Herausforderungen zu meistern.

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