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Die digitale Transformation des Aftermarkets

Was wird sich verändern?

Andreas Gottschalk

Von Andreas Gottschalk

Der Automotive-Markt steht aktuell vor einem großen Wandel: Die Digitalisierung und Elektromobilisierung schreiben die Spielregeln neu – auch für den Aftermarket. Dieser umfasst Services, Ersatzteile und Produkte, die nach dem Verkauf eines Fahrzeugs an die Endverbraucher:innen angeboten werden. In diesem Bereich etablieren sich immer mehr neue Marktteilnehmer:innen- und Modelle. Dabei spielen digitale Kanäle eine immer größere Rolle. Ein weiterer treibender Faktor für diese Veränderung ist der Trend hin zur Elektromobilität. Die digitale Transformation und die neuen Anforderungen an Services und Ersatzteile werden die Marktbedingungen in Zukunft neu definieren. Wie können sich Teilnehmer:innen heute schon darauf einstellen?

Status quo des Aftermarkets 

Laut einer Studie von McKinsey finden 62 Prozent der B2B-Bestellungen heute noch über Telefon und den stationären Handel statt. Die Studie zeigt aber auch: Die digitale Beschaffung wird immer wichtiger, denn neue Online-Akteure, wie zum Beispiel AUTODOC und kfzteile24, erhöhen den Wettbewerbsdruck auf dem Aftermarket. Diese neuen Player setzen den Fokus ausschließlich auf E-Commerce und konkurrieren damit auf einem neuen Level um Anteile des Aftermarkets.  

Gleichzeitig wächst der europäische Aftermarket laut der Studie von McKinsey von derzeit 200 Milliarden Euro auf voraussichtlich rund 280 Milliarden Euro im Jahr 2030. Ein lukratives Geschäft – vorausgesetzt, man behält oder steigert seine Anteile. 

Die Preistransparenz, die im Online-Geschäft gegeben ist, wird nicht nur die Kaufentscheidungen von Herstellern, sondern auch die B2B-Beziehungen zwischen Werkstätten und Händlern verändern. Die oben genannte McKinsey Studie prognostiziert auch eine Verdopplung vom E-Tailing-Anteil, also von Werkstätten, die Ersatzteile über Online-Marktplätze beziehen: von heute rund 5 Prozent auf bis zu 12 Prozent in 2030.  

Tiefere Einblicke zum Marketplace Modell in der Automobil-B2B-Beschaffung finden Sie in unserem Artikel: Das Marktplatzmodell – Revolution oder Gefahr für die B2B-Automobilbranche?

Die neuen Anforderungen

Aber nicht nur die Preistransparenz durch den digitalen Handel wird den Aftermarket in Zukunft beeinflussen – ein weiterer wichtiger Faktor ist die zunehmende Nachfrage und die neuen Anforderungen an Services und Ersatzteile für Elektrofahrzeuge:

Ersatzteilversorgung 

Elektrifizierte Fahrzeuge verwenden oft spezialisierte Komponenten, die sich von denen herkömmlicher Verbrennungsmotorfahrzeuge unterscheiden. Unternehmen, die auf dem Aftermarket tätig sind, müssen sicherstellen, dass eine ausreichende Versorgung mit Ersatzteilen für diese neuen Technologien vorhanden ist. Gleichzeitig könnten digitale Fertigungstechnologien wie 3D-Druck die Produktion von Ersatzteilen vor Ort erleichtern. Der US-Automobilhersteller Ford setzt dies gemeinsam mit HP Inc. bereits um und produziert mit Hilfe von 3D-Druck Fahrzeugteile aus recyceltem Kunststoff und Metall, um hochwertige und nachhaltige Autoteile herzustellen. 

Diagnosen und Wartung 

Die zunehmende Vernetzung von Fahrzeugen ermöglicht es, umfangreiche Daten über den Zustand der Autos zu sammeln und zu analysieren. Mehr dazu erfahren Sie hier. Dies kann zu veränderten Anforderungen an Kfz-Werkstätten führen – diese müssen sich auf elektrische Fahrzeuge spezialisieren. Werkstätten können zum Beispiel präventive Wartungsdienste anbieten – so können potenzielle Probleme frühzeitig behoben werden.  

Ersatzteilmanagement und Logistik

Die Vernetzung und das daraus resultierende Datenwissen ermöglicht eine genauere Vorhersage von Nachfrage und Bestandsverwaltung. Dies kann dazu beitragen, Überbestände zu vermeiden und gleichzeitig sicherstellen, dass benötigte Teile jederzeit verfügbar sind. 

In unserem Blueprint Die Herausforderungen der Digitalisierung für die Automotive-Branche erhalten Sie konkrete Handlungsempfehlungen zur Optimierung ihrer internen Datenstrukturen. 

Software-Updates

Elektrische Fahrzeuge sind oft mit komplexen Software-Systemen ausgestattet, die regelmäßige Updates erfordern. Hersteller können diese Updates oft über drahtlose Verbindungen bereitstellen, was den Bedarf an physischem Eingriff in die Fahrzeuge reduziert. Dies kann zu einer Verlagerung von Dienstleistungen hin zu Remote-Diagnose und -Wartung führen. 

Ausblick

Der Wandel der Automobilindustrie und des Aftermarkets findet auf also mehreren Ebenen statt – in der Art der B2B-Beschaffung und in den Produkten und Services an sich. Das stellt für einen Großteil der Marktteilnehmer:innen eine große Herausforderung da – vor allem, weil die Branche in der Beschaffung bislang eher auf traditionelle und historisch gewachsene Prozesse setzt als auf digitale Innovation. 

Was sich aber nicht leugnen lässt: Der Automotive Aftermarket wird wachsen. Marktteilnehmer sollten prüfen, ob ihre Geschäftsmodelle und Prozesse die neuen Anforderungen erfüllen. Wenn dies nicht der Falls ist, ist es ratsam, über eine neue Aufstellung nachzudenken. Diese Transformation wird die traditionellen und analogen B2B-Lieferketten stark beeinflussen, weil die neue Preistransparenz den Wettbewerb stark verändern wird. Nicht mehr Loyalität und langjährige Geschäftsbeziehungen entscheiden über eine Transaktion, sondern vor allem eines: der Preis. Auch schnelle Lieferungen, Sortiment, Convenience und eine unkomplizierte Customer Journey gewinnen an Relevanz für die Kaufentscheidung der Zukunft.

Insgesamt werden die Digitalisierung und Elektromobilisierung den Automobil-Aftermarket grundlegend verändern, indem sie neue Chancen für Innovationen und Dienstleistungen schaffen, aber auch Herausforderungen in Bezug auf Technologiewandel, Fachkräftemangel und Anpassung an neue Geschäftsmodelle mit sich bringen. Deswegen sollten Unternehmen, die in dieser neuen Wettbewerbslandschaft ihren Erfolg langfristig sichern wollen, in das richtige digitale Set-up investieren: Das Fundament sind eine stabile Datenarchitektur und eine flexible Technologie, die E-Commerce über unterschiedliche Channels ermöglicht. 

Wer ist Andreas?

Andreas Gottschalk

Andreas Gottschalk

Andreas Gottschalk unterstützt die diva-e seit 2020 und ist in seiner Rolle als Key Account Manager im Vertrieb der diva-e für einige unserer Top-Kunden verantwortlich. Andreas kann dabei auf 10+ Jahre Erfahrung im Business Development in E-Commerce und Logistik zurückgreifen. Andreas’ Fokus liegt auf der Automotive-Branche und er steht Ihnen mit seiner Expertise zur Seite, um Ihre individuellen Herausforderungen zu meistern. Nehmen Sie gern Kontakt auf, um Ihre digitale Transformation gemeinsam erfolgreich und gewinnbringend anzugehen.